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13. Dezember
2008
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Das
Wetter
in Plataria
will mir unbedingt beweisen, dass es Winter ist.
Schließlich fällt hier in den Monaten
November/Dezember
statistisch gesehen der meiste Niederschlag. So werde ich zur
Wolken-Beobachterin. Von meinem Arbeitsplatz kann ich aus dem Fenster
sehen und wenn sich die Wolken etwas verziehen, es nicht mehr regnet,
zieht es mich ans Meer.
Endlich gegen 13.00 Uhr lichtet sich der Himmel. Ziehe Wanderstiefel
und vorsichtshalber die Wetterjacke an, gehe an den Strand. Es ist warm
und durch ein Wolkenloch kann ich die Sonne erahnen. Nun gibt es nur
noch den Strand und mich. Ich suche nach schönen Muscheln und
Meeres-Schnecken. Meine Nase schnuppert den Duft des Meeres der wie ein
besonders gutes Parfüm riecht; meine Ohren nehmen das
rhythmische
Rauschen der Wellen wahr und ich versinke in tiefe Meditation.
Mein Gehirn beschäftigt sich derweil mit der Analogie zwischen
Leben und Wetter. Die Kraft der Sonne ist ohne Zweifel immer da, Regen,
Blitz und Donner sind nur vorübergehende Erscheinungen. Wir
tragen
die Sonne in uns, es ist eine Art Ur-Kraft, die in jeder einzelnen
Zelle vorhanden ist.
Jede Zelle kennt nur einen Auftrag, zu wachsen, sich zu vermehren.
Vielleicht ist das der Grund, warum es schwer fällt
abzunehmen,
wenn man viel zugenommen hat; denn je mehr Zellen man das Leben
geschenkt hat, um so mehr schreien nach Futter. In der heutigen Zeit
neigen viele Menschen, auch Kinder, dazu stark zuzunehmen. Vielleicht
haben die Zellen von den früheren Generationen gelernt, die
während und nach den Kriegszeiten oft wenig zu essen hatten
und an
Untergewicht litten. Auch der bewusste Verzicht durch Diäten
signalisiert den Zellen: Wir müssen lauter schreien, wenn wir
überleben wollen ... wir müssen kämpfen...
Doch zurück zur Sonne, die wir in unserem Herzen tragen. Wenn
uns
bewusst wird, das alle Sorgen und Nöte, die das Leben so mit
sich
bringt, genau wie Regen, Blitz und Donner nur vorübergehender
Art
sind, so können wir gelassener damit umgehen. Es geht alles
vorbei. Das hat Jeder schon erfahren. Die Nebel lichten sich wieder,
denn die Sonne ist immer da.
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14. Dezember
2008

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Hilfe
mein Kühlschrank ist leer und der Einkaufszettel ist bis an
den
Rand voll geschrieben. Ich habe keine Lust einkaufen zu gehen. Die
dunklen blau-grauen Wolken halten mich davon ab. Also warte ich noch.
Irgendwann haben sich die Wolken in ein helleres Grau verwandelt und
ich glaube, das ist jetzt der richtige Zeitpunkt.
Ich trete vor die Haustür, es fängt an zu regnen. Na
und,
ich habe schließlich eine Wetterjacke mit Kapuze, gehe
weiter.
Als ich vor dem Supermarkt stehe, erkenne ich, dass er geschlossen hat,
wundere mich zunächst bis mir einfällt, es
könnte heute
ja Sonntag sein. Die hellen grauen Wolken brechen Regen aus. Was nun,
ich bleibe unter dem Vordach stehen. Das hält der Hund, der
wohl
auch vor dem Regen unters Vordach geflüchtet ist, nicht aus,
trottet ab. Ich trotte nicht ab, warte darauf, dass es zumindest
weniger stark regnet. Während ich warte, beschließe
ich
heute mal essen zu gehen, damit ich morgen früh den
jämmerlichen Rest essen kann, den ich noch zu Hause habe.
Gehe
schnellsten Schrittes in die Taverne, in der es die leckeren
Häppchenteller gibt. Drei Gäste beleben den Raum. Ein
Weihnachtsbaum in Disco-Beleuchtung flimmert vor sich hin. Ich
entscheide mich für Lamm-Koteletts und Bier. Das Bier und ein
Häppchenteller wird umgehend serviert.
Leider hatte ich meine Zigaretten nicht eingesteckt, wollte
ja
nur
einkaufen gehen. Ich frage die Kellnerin, ob ich ihr eventuell
Zigaretten abkaufen kann. Sie raucht nicht, fragt aber die beiden
Herren an meinem Nebentisch. Nonchalant reicht mir einer der beiden
eine Zigarette, gibt mir Feuer. Der andere zeigt mir seine
Zigaretten-Schachtel und lächelt mir zu. Danke!
Ich nasche den Häppchenteller leer und irgendwann kommen meine
Lamm-Koteletts. Die Kellnerin legt noch ein extra scharfes Messer dazu,
worüber ich mich wundere, denn Lammfleisch ist doch sehr zart.
Die
Koteletts sehen allerdings recht verkohlt aus. Ich nehme eines,
beiße rein (esse sowas immer mit den Händen). Meine
Zähne bleiben in dem Fleisch stecken. Mit großer
Kraftanstrengung kann ich mich befreien, lege das Teil beiseite und
versuche es mit dem nächsten Kotelett, diesmal taste ich mich
vorsichtig mit Zähnen und Zunge an das Fleisch, versuche ein
klein
wenig abzunagen, geschafft. Doch für dieses winzig kleine
Häppchen benötige ich einige Minuten, bis es
einigermaßen zerkaut in meine Speiseröhre gelangt,
die sich
heftig wehrt. Ich probiere die kleinen gekochten Zucchinis. Sie sind
wohl nur Dekoration, denn sie schmecken nach gar nichts. Ich bin froh,
dass ich mir ein Bier bestellt hatte und der Häppchenteller
mich
einigemaßen gesättigt hat. Immerhin kann ich von den
Koteletts einige winzig kleine Stücke abnagen, sie schmecken
nach
verkohltem Grillgut. Es langt mir und ich schiebe den Teller weg.
Der Typ vom Nebentisch reicht mir freundlich eine weitere Zigarette.
Wir plaudern ein wenig auf Englisch. In mir tobt ein Kampf, ob ich der
freundlichen Kellnerin sagen soll, dass die Koteletts
ungenießbar
sind. Als ich sie sehe, sage ich ihr, dass ich bezahlen will, reiche
ihr einen 10-Euro-Schein und versuche ihr zu erklären, dass
die
Koteletts zu lang gebraten worden sind, sie seien zäh. Sie
sagt,
sie versteht nichts. Ich noch mal ganz langsam in knappen Worten, dabei
nehme ich ein Kotelett vom Teller, deute darauf, klappere mit meinen
Zähnen. Oh, Wunder, jetzt versteht sie.
Kurz darauf gibt sie mir 5 Euro zurück, entschuldigt sich. Das
hat
mich etwas besänftigt. Ich verabschiede mich von den netten
Herren
und gehe nach Hause. Es regnet immer noch. Meine Wetterjacke
hält,
was sie verspricht, doch meine Hosen bestehen darauf, gern Wasser
anzunehmen. Nun gut, es sind ja nur ein paar Minuten nach Hause ... |
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