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25. November 2009

Möven auf der Wiese
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Wie
gut,
dass Terrassentüren und Fenster in diesem Haus
Läden haben, die ich abends und bei Unwetter
schließe. Es ist 8.30 Uhr und ich öffne die Läden.
Es regnet und Zeus begrüßt mich finster mit seinem
Grollen.
Eigentlich wollte ich gegen Mittag nach
Igoumenitsa. Es hört nicht auf zu regnen.
Um 13 Uhr bin ich mit meiner Arbeit fertig. Es
regnet nicht mehr. Unter der Pforte zu unserem
Grundstück hat sich eine riesige Pfütze - nein,
ein reißender Bach - gebildet. Ich krempele meine
Jeans hoch und gehe mit meinen Stiefeletten, die
sich gerade von der Küstenwanderung erholt haben,
durch das knöcheltiefe Wasser.
In der Küche koche ich mir Kaffee und blicke,
während ich warte, aus dem Küchenfenster. Ich
traue meinen Augen nicht. Die Wiese hinter dem
Haus hat sich in einen See verwandelt auf dem sich
etliche Möwen tummeln.
Ich schnappe mir meine Kamera und gehe auf die
Terrasse. Meeres-Stimmung erwartet mich. Die Möwen
kreischen, zanken sich um Futter.
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| Die
eigentlichen Herrscher (zwei Nebel-Krähen) dieser
Wiese entdecke ich auf der Stromleitung und in
einem Busch, sie halten respektvollen Abstand
gegenüber der zahlenmäßig überlegenen Konkurrenz. |
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Heute
fahre
ich nicht mehr nach Igoumenitsa. Meine
Stiefeletten sind nass und ich müsste wieder durch
die große Pfütze. Vielleicht sollte ich mir ein
paar Gummi-Stiefel kaufen.
Abends um 21 Uhr schalte ich den Fernseher ein.
Das Bild sieht etwas verschneit aus, Ton gibt es
heute nicht. Bisher gab es mit der Astra-Schüssel
keine Probleme, wahrscheinlich ist sie abgesoffen.
Die Nachrichten schaue ich mir trotzdem an,
zumindest den Wetterbericht verstehe ich
einigermaßen. Anschließend kommt "Familie Kleist"
- schau ich mir sonst nie an - aber ich will der
Astra-Schüssel eine Chance geben, vielleicht kommt
der Ton noch. Ich versuche durch aufmerksames
studieren von Mimik und Gestik den Inhalt zu
verstehen. Die Schauspieler wissen das nicht,
sonst hätten sie etwas ausdrucksstarker gespielt.
Es hat keinen Sinn, einen Fernseher kann man auch
ausschalten.
Was nun? Zum Schlafen ist es zu früh, zu Lesen
habe ich nichts. Bücher passten nicht in den
Koffer.
Liebe Kinder, wie wäre es mit einem Bücher-Paket,
es ist bald Weihnachten und Geburtstag habe ich
auch im Februar.
Noch in den Ort gehen, Pool-Billard spielen? -
Nein, das reißende Bächlein an der Pforte hält
mich davon ab. Ich gehe auf die Terrasse. Es ist
angenehm warm, die Grillen zirpen. Irgendwo
unterhalten sich zwei Hunde lautstark. Zwischen
den Wolken sehe ich ab und zu ein Sternlein. Ich
lehne mich an die Ballustrade und strecke meine
Arme aus. Winzig kleine Regentropfen zerplatzen
auf den Hand-Innenflächen. Es prickelt wie
Champagner auf der Haut. Ein angenehmes Gefühl.
Ich hole mir ein Glas Rotwein, einen Teller mit
Oliven, Schinken und Brot - natürlich auch meine
Zigaretten - und sitze noch lange auf der
Terrasse.
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